Portobello

SINNERS&SAINTS

Portobello zum Dritten: «Sinners & Saints»Gewachsen, gereift und offen geblieben für vieles

«Sinners & Saints» heisst das neue, dritte Album der luzernerisch-zürcherischen Band Portobello. Das Trio ist über die Jahre gut zusammen gewachsen und zusammengewachsen. Für seinen eigenständig-eigenen musikalischen Ausdruck hat es neue Zugänge gesucht und gefunden. «Sinners & Saints» überzeugt mit spannenden Sounds und bietet Einheitlichkeit in der Vielfalt.

«Sinners & Saints» versammelt 11 Songs der unterschiedlichen Art. Mal sind es vorwärtstreibende Nummern in stürmischen Riffs, dann wieder unaufgeregt unlaute, skizzenartige Miniaturen. Portobello- Musik kann sich ebenso episch weit ausholend zeigen; von kurz zu lang, vom Grossen zum Kleinen und umgekehrt kann der Weg gehen, in einem dynamischen Wechselspiel vom Gewittrigen zum ganz Feinen, vom spannend aufbereiteten Leisen zum eruptiven Lauten, vom zügig britpoppig Angehauchten bis zum verhalten Balladesken; da sind Rock und Pop jenseits von Mainstream, elektronisch Dance-Artiges und in einem Fall gar ein Gast-Rap. Alles in Einem und in sich stimmig. Auch wenn Portobello-Musik sich aktuell durch eine stilistische Vielfalt auszeichnet – die Eigenständigkeit und Wiedererkennbarkeit (diese nicht zuletzt auch durch die Stimme) sind geblieben.

Auf «Sinners & Saints» gesellen sich zum Standard-Instrumentarium Gitarre-Bass-Schlagzeug bei Bedarf unaufdringliche und freudig überraschende Synthie-Sounds, Pianotöne und elektronische Beats. Ganz nach der Erkenntnis: Es muss nicht unbedingt die Gitarre, es kann auch ein anderes Instrument sein, es soll dem Song dienen.

Portobello haben für «Sinners & Saints» ihr Ausdrucksspektrum deutlich erweitert und den eigenen Klangkosmos bereichert. Im Vergleich zu den Vorgängeralben von 2004 und 2007 ist hier – im Entwicklungsdreisprung des Dreijahrestakts – der gewandelte musikalische Stand des Jahres 2010 hörbar. Dass alles tönt, wie es heute tönt, ist einem neuen Zugang zum Musikmachen im Bandzusammenhang zu verdanken: Die Band hat sich die Musik gemeinsam erspielt. Von allen Bandmitgliedern sind Ideen eingeflossen, alle haben sie die Lust auch praktisch umgesetzt, an der Musik von Portobello gestaltend mitzuwirken. Die Lust, die je eigenen Hintergründe und Einflüsse mit ins Spiel zu bringen. Sie sind zusammen gewachsen und zusammengewachsen als Band.

Studio Studio

Da ist eine Band gereift, die bereit ist, weiterzugehen und offen zu bleiben für vieles. Portobello, eine «Herzblutband», wie sie es nennen, haben sich organisch weiterentwickelt, bewahren sich dabei ihre Facette des musikalischen Ausdrucks und fügen dem Bisherigen eine Facette hinzu. Andere, neue Klänge dürfen hinein- und ineinander fliessen in neuen Kombinationen.

Portobello sind mit dem Anspruch an die Produktion von Album Nummer 3 herangegangen, dass es wieder anders tönen möge als das vorhergehende. So haben sie die Frage für sich beantwortet: Warum das gesamte Potenzial der Dreierband nicht auch für das Gemeinsame – die Musik von «Sinners & Saints» – nutzen? Dabei hat sich gezeigt, dass es bestens funktionieren kann: das demokratische Prinzip des Kollektivkomponierens, das auch gespeist sein kann von Improvisationen beim Jammen. Portobello sind, so sagen sie heute, offener geworden, nicht zuletzt, weil sie ihre eigenen Hörgewohnheiten erweitert haben.

Diversität könnte man es nennen, was die Band hier schafft. Eine Art Einheitlichkeit in der Vielfalt, eine Unverkennbarkeit im gewandelten Musikmachen.

Entstanden ist «Sinners & Saints» in entspannter, aber keineswegs unkonzentrierter Atmosphäre, mehrheitlich im Gasthaus Grünenwald in Engelberg mit mobilem Aufnahme-Equipment, während intensiv genutzten zwei Wochen – ganz ohne den Zeitdruck einer herkömmlichen Studiosituation.